Das   war sie also, die Fasnacht 06: Kein Zuhause, kein Mass, kein Aufgeben. An vielen Häuserecken und Brückenpfeilern konnten wir gesichtet werden, schon   von Weitem waren wir mit unserem rasselnden Hausrat, den wir überallhin   mitschleppten, zu hören und da und dort wurde einem von einem Bluet-Suuger   eine offene, nach Almosen bettelnde Hand entgegengestreckt. Das   diesjährige Motto „Kes Deheime“ war ein Motto, das man leben   konnte. Einmal in die Kleider gestiegen war man einfach mittendrin, statt nur   dabei. Als an der Fasnacht 05, in der Kafistube in Sins, die Idee für dieses   Motto so langsam Formen annahm, konnte sich wohl keiner von uns so richtig   vorstellen, was man unter der Fahne „Kes Deheime“ alles anstellen   könnte. Und wenn ich einen Blick in die Galerie werfe, dann würde ich, wäre   ich nicht selbst dabei gewesen, doch glattweg behaupten, es sei alles nur   gestellt. Kes Deheime zu haben bot einfach in zu vielen Situationen einen   Freipass, all‘ das zu tun, was man sonst nicht durfte oder konnte.. Aber Ausnahmezustände   wollen schliesslich ausgekostet sein.

Vom Start in die   Fasnacht 06 am Startchlapf in der rauchfreien Dorfturnhalle, an welchem zum   ersten Mal in der Geschichte auch die Chommerouer Ratteschwänz teilnahmen,   bis zum Rausschmiss aus der Chlurihütte am Güdisdienstagmorgen sind wir als   Landstreicher weit in der Welt herumgekommen. Wir haben unter mancher Brücke   unser Nachtlager aufgeschlagen, uns in unsere Kartonschachteln gekuschelt,   das Feuer in den Blechtonnen geschürt und uns mit billigem Wein warm   gehalten. Manche Gassechochi landauf landab hat uns verköstigt? mehr oder   weniger köstlich eben, aber wenn man sonst nichts hat, dann fragt man   schliesslich auch nicht zweimal? Immer wieder durften wir für einen Abend   irgendwo ins Warme, in die Zivilisation, wo wir mit unserer Musik das Volk   unterhalten und ein paar schöne Stunden verbringen konnten. So störte man   sich auch selten, wenn wir uns, nach gewohnter Manier, irgendwo auf den Boden   setzten und unsere Röste obtaten oder wir schlecht rochen oder anzuschauen   waren? Unser 46 Nasen zählende Pennerhaufen stand in diesem Vereinsjahr zum   ersten Mal unter der Leitung von Tambourmajor Bubi Hüehner und Präsident Böbu   Bachmann. Ausserdem gab’s zum ersten Mal in der zwölfjährigen Vereinsgeschichte   eine Anleitung „Ich will schlafen und kann nicht mehr fahren“, die   unsere Mitglieder in allen Fällen kompetent instruierte, so dass man   möglichst einfach und sicher unter die Surenbrücke zurückkam. Die Bühnen   landauf, landab anzuzünden, war in diesem Vereinsjahr ein erklärtes Ziel und   wir haben uns Mühe gegeben, überall wo wir aufkreuzten, einen bleibenden   Eindruck zu hinterlassen. Die Fasnacht 06 hat das bei uns auf jeden Fall   erfüllt. Unsere Herzen haben gebrannt. Und die Erinnerung bleibt.

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