22. Februar 2014
Halle-Galli in Zizers
Wenn Engel reisen, lacht der Himmel, sagt man. Weil wir oft reisen und der Himmel so fest Freude hat, kann es vorkommen, dass er gar Tränen lacht – aber sicherlich nicht am letzten Wochenende, als wir uns mit Chauffeur Markus auf den Weg ins Bündnerland machten. Bereits im Schminkraum erkundigten sich um ihre Gesundheit besorgte Suuger nach dem Lichtschutzfaktor der Farbe, man zweifelte ein letztes Mal an den langen Unterhosen und dem Gnägi, welche man im Morgengrauen auf der Bettkante übergezogen hatte und dann, ja dann ging alles plötzlich ganz schnell: Sonnenbrille aufsetzen, im Car hinsetzen, Bier ansetzen und das Vergnügen – dort, wo man letztes Wochenende aufgehört hatte – fortsetzen.
[foldergallery folder=“wp-content/uploads/fotos/2014-02-22-Zizers“ title=“Bilder Fasnacht Zizers“]
Wir trafen mit etwas Verspätung in Zizers ein, weil ganz Züri auch ins Bündnerland fahren wollte, bezogen – husch – unsere Schlafgemach in der Turnhalle und eilten dann zum Einstehen für den Umzug. Nach den schweisstreibenden Kurven durchs Dorf, wo wir übrigens auch altbekannte Aussuugergesichter erblickten, war es Zeit für eine erste Degustation der lokalen Spezialitäten – Riesling/Sylvaner sowie die Gerschtasuppa bekamen gute Noten.
Nach einem kleinen Platzkonzert, neigte sich der gemütliche Nachmittag seinem Ende entgegen und wir fanden uns beim Nachtessen wieder, wo wir schon bald eine Räuberbande gründeten – was an Dramatik kaum mehr zu überbieten war – und mit dem Servicepersonal Kafirähmli shötleten.
Eine grosse Hauptrolle kam an diesem Abend vor allem unserem schönen Anhänger zu: Nach dem Nachtessen wurde er quasi zur Stehbar umgemodelt und wir widmeten uns den schönen Geburtstagsgeschenken, die wir von vielen lieben Gratulanten anlässlich unseres Jubiläums erhalten hatten. Nachdem die Flaschen leer (der geneigte Leser wird sich vorstellen können, was die Flüssigkeiten an ihrer Zieldestination anrichteten…), der Abend kaum angebrochen, der Anhänger aber sowieso schon offen war, nutzten wir die Gunst der Stunde, verteilten mehr oder weniger wahllos Instrumente und liessen die letzten 20 Jahre musikalisch Revue passieren. Nach einem kleinen, englisch georderten Zwischenbier ging es zum Auftritt auf die Showbühne – hätten wir gewusst, dass es bei den Bündnern erst 10 Stunden nach 18 Uhr Öufi wird, wären wir vielleicht etwas weniger dreigeschossen.
Nach unserem gelungenen Auftritt schwärmten wir alsbald in die Nacht hinaus: Einige hatten noch nicht viel von Zizers gesehen und die unzähligen Bars und Beizli wollten schliesslich noch frequentiert werden, die Kafi getrunken und die Tanzbeine geschwungen. Als man zusammen mit dem Güsel aus der Bar gewischt wurde, bot sich die Möglichkeit, den Heimweg anzutreten – falls man wusste, wohin. Ansonsten verschob man in die nächste Bar.
Im Schlafgemach derweil herrschte munteres Waldsterben. Schön wenn der Schlafsack schon ausgebreitet war, dann konnte man sich kampflos dem Schlaf ergeben, der einen mit offenen Armen empfing. Man tat gut daran, schnell zu schlafen, denn die Zeit dafür ward knapp bemessen: Schon bald herrschte in der Halle wieder Halle-Galli – und vorbei war’s mit der Gemütlichkeit.
In der Bar, ein paar Stunden vorher, hatte man es noch lauthals gesungen: „Steh auf, wenn du ein Suuger bist!“…nun hatte das Leben eine unerwartete Wendung genommen – wenn doch alles so leicht getan wie gesungen wäre… So lange man im Schlafsack steckte, konnte man noch so tun, als sei man eine Raupe, spätestens dann aber in der Garderobe wurde das Desaster unausweichlich: Jawoll, da ist ein Gewitter im Spiegel. Und jawoll, es trägt meinen Namen.
Draussen in der Welt herrschte dann aber wieder eitel Sonnenschein – das erste Kafi oder ein kleines Frühstück gaben denn auch der Persönlichkeit wieder etwas mehr Profil. So konnten wir getrost die Heimreise antreten. Kleid waschen, abhusten, schlafen. Und dann: vorfreuen. Der Schmudo kann kommen.